Post by Martin EbertPost by Peter Veithhttp://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/04/vor-dem-mauerfall-wie-der-kremel-die.html
Dein Verriss geht in Teilen in Ordnung. Aber nur in Teilen.
Die von Dir beklagte fehlende Nennung von Quellen: Das ist in
Fachzeitschriften eher unüblich. Man mag das beklagen - aber
das wird sich nicht ändern. So ist das halt mir Fachzeit-
schriften.
Nein,
zumal selbst der besprochene Artikel akribisch jede BStU-Aktennummer
auflistet, als wenn ich jeden Moment losstürzen wollte und das konkrete
Dokument anfordern würde. Nicht nur daß, selbst der Organigrammzeichner
und viele andere mehr werden ausdrücklich genannt und sich zudem artig
bei vielen bedankt, Stasi^^^BStU inklusive :-D
Die Quellennennung eines ZITATES ist auch in Fachzeitschriften usus.
Zudem die Definition von "wenig später" für einen Zeitraum von mind. 7
Jahren für zusätzliche Spannung sorgt.
Hier wurde durch die Autoren bewußt und in voller Absicht "geschlabbert".
Post by Martin EbertIn Deiner Fundamentalkritik fehlt ein wesentlicher Punkt: Die
von Dir (zu Recht) immer wieder hervorgehobene Asymmetrie der
offenen Archivbestände. - Der Artikel wäre *noch besser* abgesichert,
wenn die russischen, amerikanische sowie (west)deutschen Archive
offen lägen. Liegen sie aber nicht.
Aufklärungsergebnisse der westlichen Seite wären sicher eine
interessante Ergänzung, was fehlt, ein Dokument der politischen und
militärischen Führung der UdSSR, das ein _vollständiger_ Rückzug
überhaupt geplant war. Das müßte in Rußland offen vorliegen.
Post by Martin EbertDu unterliegst dann noch einem kleinen Trugschluß: Falin ist
nicht das Hauptargument - eher nur bestätigend. Viel interessanter
ist das Dokument der MfS-Hauptverwaltung XVIII - die *07*/1989
[ganz deutlich vor dem Mauerfall!]
nach oben melden, dass mehrere unabhängige Informanten (der sowj
Seite) mitteilten, dass die GSSD bis 1995 vollständig aus der DDR
abgezogen werden würde.
Man sollte das MfS nicht unterschätzen: Derartige Informationsdokumente
an übergeordnete (MfS) Dienststellen sogen sich die Herren des MfS nicht
aus den Fingern - sondern wie in jedem ordentlichen Geheimdienst war die
Information mehrfach abgesichert.
Das Dokument ist aber wirklich schlicht gehalten. Die Überschrift
"Information" sagt den MfS-fernen Leser nichts und es ist nicht
erkennbar, wer hier wem etwas meldet. Wenn die Kreisdienststelle X ihrer
vorgesetzten Bezirksdienststelle Y obige "Information" hat zukommen
lassen, hat das ein anderes Kaliber, als wenn diese "Information" an
E.H. persönlich ging.
Wer hat für wen diese "Information" verteilt? Wurden ggf. pro Woche
Dutzende solche "Information" mit allen möglichen Inhalten innerhalb der
"HA VIII/AKG" zu deren allgemeinen Kenntnis gestreut?
Da ich ja einige Veröffentlichungen von Stefan Büttner bereits kenne,
laß mich mal _spekulieren_:
Da hat dieser im Rahmen seines Tätigkeitschwerpunktes WGT / 16. LA eine
Reihe Informationen über die Veränderungen zur Wende zusammengetragen.
Aufgrund der immer noch großen Lücken reicht es jedoch nicht für einen
weiteren Band von "Rote Flieger". Selbst für die eXtra reicht es nicht
und ein ein läppischer Artikel in der Zeitschrift FR ist für das Ego zu
wenig.
In dieser Situation treffen sich zwei und der andere hat Kenntnis von
jener MfS-"Information", deren Echtheit die BStU bestätigt hat. Am
Rande: Wer macht die "Echtheitsbestätigungen" bei der BStU eigentlich?
Haben die dafür ein extra Justiziariat mit einem
Lord-Echtheitssiegel-Verwalter oder reicht der Pförtner aus? [Fn]
Prima, denken sich beide, das wird der Aufhänger des Artikels über die
WGT / 16. LA zur Wende. Zufällig beim "Netzsegeln" findet einer noch das
Falin-Zitat in 2plus4.de und fertig ist der "Knüller". Und so wird aus
der Überschrift: "Die Russen zur Wende": "Vor dem Mauerfall: Wie der
Kreml die DDR aufgab".
Im Übrigen schreibt Falin _nach_ dem Zusammenbruch der UdSSR über die
sog. Gorbatschow-Doktrin, die er auf jener Rede im Dezember 1988
formuliert habe: Die Rede "bedeutete in allgemeinverständlichen Worten,
dass die UdSSR beabsichtige, sich aus Mittel- und Osteuropa
zurückzuziehen." Wo endet "Osteuropa"? Richtig, am URAL!
Und da Falin bekanntlich ein hohes Maß an Rechtschaffenheit und
historischer Ehrlichkeit verkörpert, heißt das nichts anderes, als
Gorbatschow bereits 1988 u.a. die Preisgabe Bjelorusslands plante,
öffentlich verkündete und aufgrund der dort wirklich erheblichen
Truppenreduzierungen militärisch vorbereitete. Zudem war die Verlegung
Moskaus hinter dem Ural in voller Vorbereitung ...
Vorsorglich:
Ich traue Gorbatschow wirklich alles zu, nur reichen die "Belege" dafür
bei weitem nicht aus UND alles viel zu "laut" :-(
[Fn] Meine Meinung dazu, schon öfters geschrieben:
Im "Rheinischen Merkur" (10.08.2001) steht auf S. 31:
"Die Wahrheit steht in den Stasi-Akten: Egon Schulz wurde von den
eigenen Leuten erschossen."
In der gleichen Zeitung steht auf Seite 4 unter der Überschrift
"Stasi-Akten":
"Seinerzeit wusste jedermann, dass das, was in den Akten stand, nicht
unbedingt der Wahrheit entsprach. Ja, dass dies im Grunde eine
Dokumentation dafür war, wie die Stasi in verbrecherischer Weise
gelogen und betrogen hatte. Jeder, der ihre Akten in die Hände
bekam, sollte diesen Betrug und das verbrecherische des Regimes
erkennen können."
-> so wie es paßt (und dem "gesunden Volksempfinden" entspricht)!
Peter
--
http://Volksarmee.de.tt