Wenn Du die - frühen - Belege im Neuen Deutschland und im
Spiegel betrachtest, wirst Du gewiß zustimmen, daß es zu
Beginn wirklich einfach nur zwei Begriffe für dasselbe
waren, nämlich für "Raumfahrer".
Ich zitiere noch einmal diese Fundstellen, damit wir wissen,
worüber wir reden (Scanfehler stillschweigend korrigiert).
ND vom 22. September 1962:
| Moskau (ADN), Ein sowjetischer und ein amerikanischer Kosmonaut
| werden un 8. Internationalen Kongreß für Astronautik teilnehmen,
| der am Sonntag im bulgarischen Kurort „Goldener Strand" bei Warna
| beginnt.
https://www.nd-archiv.de/artikel/289436.kosmonautentreff.html
ND vom 2. Juni 1970:
| Moskau (ADN/ND). Der USA-Kosmonaut Neil Armstrong, der als erster
| Mensch den Mond betrat, war am Montag Gast in der sowjetischen
| Sternenstadt.
https://www.nd-archiv.de/artikel/736954.armstrong-in-sternenstadf.html
SPIEGEL vom 3. Oktober 1962:
| Nach Mitteilung eines NDR-Korrespondenten vom 13. Internationalen
| Astronautischen Kongreß, der in der letzten Woche in Varna
| (Bulgarien) stattfand, hat der russische Astronaut German Titow
| den Schub seiner "Wostok II" mit 600 Tonnen (Grundstufe) angegeben
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45141718.html
Ich räume ein, dass *Anfang* der 1960er Jahre ein solcher Default
bestanden haben mag. In dieser Zeit hatte ich keine entsprechende
Wahrnehmung. *Ende* der 1960er Jahre galt das mit Sicherheit nicht
mehr, jedenfalls nicht in der DDR. Ich war des Lesens und Schreibens
kundig und weltrauminteressiert, habe alles darüber verschlungen, in
der Tagszeitung, im Fernsehen, im "Technikus", in "Jugend+Technik".
Armstrongs und Aldrins Mondspaziergang habe ich im Fersehen gesehen,
nicht live (Westfernsehen hatten wir erst ein paar Jahre später),
sondern in der Aktuellen Kamera. Die Unterscheidung von Astronauten und
Kosmonauten war in dieser Zeit selbstverständlich, ich kann mich beim
besten Willen nicht an amerikanische Kosmonauten erinnern. Daher ordne
ich insbesondere den 1970er Treffer als raren Ausrutscher ein.
Siehe dazu auch aus derselben Quelle:
ND vom 22. Juni 1969:
| Kosmonaut Feoktistow gratuliert Apollo-Besatzung
|
| Moskau (ADN-Korr.). Als einen Meilenstein in der Entwicklung der
| Weltraumfahrt bezeichnet der sowjetische Kosmonaut Konstantin
| Feoktistow am Montag in einem „Iswestija"-Interview die Tatsache,
| daß der Mensch zum erstenmal den Mond betreten hat. Der Kosmonaut
| schreibt: „Wir freuen uns über den Erfolg der amerikanischen
| Astronauten, die den Mond betreten haben ...
<http://www.nd-archiv.de/ausgabe/1969-07-22>
Genau so deckt es sich mit meiner Wahrnehmung, solange meine
Erinnerung reicht. Und spätestens seit dieser Zeit gibt es einen
Konsens in Ost und West, dieselben Dinge mit denselben generischen
Bezeichnungen zu versehen. Und genau deshalb halte ich das Beispiel
Astronaut/Kosmonaut für nicht geeignet für eine Diskussion, in der
es darum geht, dass im Osten (bis zum Ende der DDR - und darüber
hinaus!) identische Dinge /anders/ bezeichnet werden als im Westen.
Ich nehm mal die DDR-Gruppe, die Du ohne Ankündigung entfernt hast,
wieder mit rein.
Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
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