Discussion:
Besuchszeiten im Krankenhaus
(zu alt für eine Antwort)
Peter Veith
2012-07-16 15:24:18 UTC
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Vielleicht geht das ohne Klassenkampf:

Kann sich jemand an die Besuchszeiten im Krankenhaus erinnern?

Speziell:
* Gab es regionale Unterschiede oder Unterschiede nach Trägerschaft oder
Stationen?

* Wie entwickelten sich diese über die zeit?

Veith
--
Dem Frieden verpflichtet:
http://www.DDR-Luftwaffe.de
Matthias Opatz
2012-07-16 15:32:35 UTC
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Post by Peter Veith
Vielleicht geht das ohne Klassenkampf
"Früher" hieß das Klassenkeile.

Matthias
--
Jegliches hat seine Zeit - Steine sammeln, Steine zerstreun, Bäume
pflanzen, Bäume abhaun, leben und sterben, Frieden und Streit. Weckt
sie nicht, bis sie sich regt, ich hab' mich in ihren Schatten gelegt.

== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen ==
Peter Veith
2012-07-16 15:42:45 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Peter Veith
Vielleicht geht das ohne Klassenkampf
"Früher" hieß das Klassenkeile.
Aber auch nur in der Literatur oder Spielfilm. "Bei uns" wurde schlicht
"gekloppt".

Veith
--
Dem Frieden verpflichtet:
http://www.DDR-Luftwaffe.de
Andrej Kluge
2012-07-16 17:43:25 UTC
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Hi,
Post by Peter Veith
Post by Matthias Opatz
Post by Peter Veith
Vielleicht geht das ohne Klassenkampf
"Früher" hieß das Klassenkeile.
Aber auch nur in der Literatur oder Spielfilm. "Bei uns" wurde
schlicht "gekloppt".
Bei uns (Rostock) hieß es auch Klassenkloppe.

Ciao
AK
Wolfgang P u f f e
2012-07-16 19:40:42 UTC
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"Andrej Kluge" schrieb...
Post by Andrej Kluge
Hi,
Post by Peter Veith
Post by Matthias Opatz
Post by Peter Veith
Vielleicht geht das ohne Klassenkampf
"Früher" hieß das Klassenkeile.
Aber auch nur in der Literatur oder Spielfilm. "Bei uns" wurde
schlicht "gekloppt".
Bei uns (Rostock) hieß es auch Klassenkloppe.
Bei uns Klassendresche.

W.
Matthias Opatz
2012-07-16 18:40:54 UTC
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Post by Peter Veith
Post by Matthias Opatz
Post by Peter Veith
Vielleicht geht das ohne Klassenkampf
"Früher" hieß das Klassenkeile.
Aber auch nur in der Literatur oder Spielfilm.
Wo denn da?

Ich kenne das nur aus dem Leben (meist als Drohung denn als Realität).

Matthias
--
Die Stadt ist voll Sorgen für alle. Die Zeit ist ein ewiger Lauf.
Die Straße hat zählbare Steine. Der Bau jener Stadt hört nie auf.

== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen ==
Peter Veith
2012-07-16 19:00:54 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Peter Veith
Post by Matthias Opatz
"Früher" hieß das Klassenkeile.
Aber auch nur in der Literatur oder Spielfilm.
Wo denn da?
Ohne Nachzuschauen fiele mir "Ali und die Bande vom Lauseplatz" oder
"Gespenster-Edes Tod und Auferstehung" ein ... aber dort gab es wohl
auch "Senge".

"Alfons Zitterbacke" oder gar "Lausbubengeschichten" :-D ?

Veith
--
"Zwischen Starken und Schwachen ist es die Freiheit, die unterdrückt,
und das Gesetz, das befreit." Jean-Jacques Rousseau
http://www.DDR-LUFTWAFFE.de
Boris Gerlach
2012-07-17 04:22:32 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Peter Veith
Post by Matthias Opatz
Post by Peter Veith
Vielleicht geht das ohne Klassenkampf
"Früher" hieß das Klassenkeile.
Aber auch nur in der Literatur oder Spielfilm.
Wo denn da?
Ich kenne das nur aus dem Leben (meist als Drohung denn als Realität).
Matthias
Et jab wat uffe Fresse.

jedenfalls in Brandenburg resp. Uckermark.

BGE
Martin Ebert
2012-07-16 16:46:51 UTC
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Da meldet sich ja grad der Richtige.
Post by Peter Veith
Kann sich jemand an die Besuchszeiten im Krankenhaus erinnern?
* Gab es regionale Unterschiede oder Unterschiede nach Trägerschaft oder
Stationen?
* Wie entwickelten sich diese über die zeit?
Ich habe hier eins der größten (das größte wohl) evangelische
Krankenhaus der DDR. Nach meiner Erinnerung war das zunächst
nur Sonntags 1500-1600.

Später so anfangs der 1980er Jahre wohl Mittwoch und Sonntag
1400-1600.

Und einige Zeit vor der Wende wurde das noch etwas aufgeweicht,
da die Belegung überregional war. Und das war dann nach Stationen
unterschiedlich: In der geburtshülflichen Abteilung ging mehr, das
war da, wo der spätere MP Sachsen-Anhalts der Chefarzt war.

Mt
Peter Veith
2012-07-16 17:42:23 UTC
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Post by Martin Ebert
Post by Peter Veith
Kann sich jemand an die Besuchszeiten im Krankenhaus erinnern?
Ich habe hier eins der größten (das größte wohl) evangelische
Krankenhaus der DDR. Nach meiner Erinnerung war das zunächst
nur Sonntags 1500-1600.
Später so anfangs der 1980er Jahre wohl Mittwoch und Sonntag
1400-1600.
Und einige Zeit vor der Wende wurde das noch etwas aufgeweicht,
da die Belegung überregional war. Und das war dann nach Stationen
unterschiedlich: In der geburtshülflichen Abteilung ging mehr, das
war da, wo der spätere MP Sachsen-Anhalts der Chefarzt war.
Ziemlich strikt ... ich habe eben einen fast lustigen Erklärungsansatz
dafür gefunden[*]:

19. Jhd.: »Da der Tätigkeitsbereich von Ärzten zu dieser Zeit durch die
traditionelle Rolle der Frau und Familie abgedeckt wurde, hatten Ärzte
es schwer, sich bei dem Durchschnittsbürger als behandelnder Mediziner
zu etablieren. <snip> Die fehlende Autorität der Ärzte zeigte sich durch
„die ständige Gefahr, von nichtprofessionellen Heilern ausgestochen zu
werden“ sowie am „konkreten Verhalten des Patienten und seiner
Angehörigen dem Arzt gegenüber“ (...). Oft versammelte sich die ganze
Familie am Krankenbett und kommentierte die Behandlungsweise des Arztes,
welchem „gar nichts anderes übrig blieb, als in therapeutischer Hinsicht
Zugeständnisse zu machen“ (...).

Möglicherweise war dies einer der Gründe dafür, warum strikte
Besuchszeiten im Krankenhaus eingeführt wurden?«

Aber die Ärzte wußten Rat:

»Durch wissenschaftliche Publikationen versuchten Ärzte, die
Einflussnahme von „Laien aus der Unterschicht“ zurückzudrängen. Dem
Laien sollte durch die Texte vermittelt werden, wie komplex medizinische
Themen und daher nur für Ärzte mit einem abgeschlossenen Studium
geeignet sind.«

Jetzt haben sie es geschafft: Niemand hat mehr Ahnung, außer die Ärzte
und niemand zweifelt an der Autorität der "Halbgötter in Weiß" ... auch
wenn sich an ihre Ratschläge niemand hält.

Daher die heutigen sehr großzügigen Regelungen ;)

[*] Magister-Arbeit von NADJA KLAFKE, 2008, Eine ethnomedizinische
Untersuchung über die Arzt-Patienten-Beziehung – Westliche Medizin und
Tibetische Medizin im Vergleich
<publikationen.ub.uni-frankfurt.de/files/6588/Klafke_N._Magisterarbeitx.pdf>

Veith
--
Dem Frieden verpflichtet:
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Lars Gebauer
2012-07-16 18:43:10 UTC
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Post by Peter Veith
Post by Martin Ebert
Post by Peter Veith
Kann sich jemand an die Besuchszeiten im Krankenhaus erinnern?
Ich habe hier eins der größten (das größte wohl) evangelische
Krankenhaus der DDR. Nach meiner Erinnerung war das zunächst
nur Sonntags 1500-1600.
Später so anfangs der 1980er Jahre wohl Mittwoch und Sonntag
1400-1600.
Und einige Zeit vor der Wende wurde das noch etwas aufgeweicht,
da die Belegung überregional war. Und das war dann nach Stationen
unterschiedlich: In der geburtshülflichen Abteilung ging mehr, das
war da, wo der spätere MP Sachsen-Anhalts der Chefarzt war.
Ziemlich strikt ... ich habe eben einen fast lustigen Erklärungsansatz
19. Jhd.: »Da der Tätigkeitsbereich von Ärzten zu dieser Zeit durch die
traditionelle Rolle der Frau und Familie abgedeckt wurde, hatten Ärzte
es schwer, sich bei dem Durchschnittsbürger als behandelnder Mediziner
zu etablieren. <snip> Die fehlende Autorität der Ärzte zeigte sich durch
„die ständige Gefahr, von nichtprofessionellen Heilern ausgestochen zu
werden“ sowie am „konkreten Verhalten des Patienten und seiner
Angehörigen dem Arzt gegenüber“ (...). Oft versammelte sich die ganze
Familie am Krankenbett und kommentierte die Behandlungsweise des Arztes,
welchem „gar nichts anderes übrig blieb, als in therapeutischer Hinsicht
Zugeständnisse zu machen“ (...).
Der Beruf des Arztes galt sehr lange Zeit als sog. "unreiner Beruf".
Boris Gerlach
2012-07-17 04:21:42 UTC
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Post by Peter Veith
Post by Martin Ebert
Post by Peter Veith
Kann sich jemand an die Besuchszeiten im Krankenhaus erinnern?
Ich habe hier eins der größten (das größte wohl) evangelische
Krankenhaus der DDR. Nach meiner Erinnerung war das zunächst
nur Sonntags 1500-1600.
Später so anfangs der 1980er Jahre wohl Mittwoch und Sonntag
1400-1600.
Und einige Zeit vor der Wende wurde das noch etwas aufgeweicht,
da die Belegung überregional war. Und das war dann nach Stationen
unterschiedlich: In der geburtshülflichen Abteilung ging mehr, das
war da, wo der spätere MP Sachsen-Anhalts der Chefarzt war.
Ziemlich strikt ... ich habe eben einen fast lustigen Erklärungsansatz
Meine erste Tochter wurde Mitte 1989 in Berlin im Norden in Buch
geboren. Eines Tages wollte ich sie besuchen.Normale Station nichts
Besonderes. Irgendwie war nachmittags besuchszeit WIMRE 14,00 - 16,00.
Der Besuch wurde mir verweigert und ich musste unverrichteter
Dinge als leiblicher Vater wieder abziehen, weil schon ein Kumpel von
mir an jenem Tag da war und meine Tochte an der Scheibe gezeigt bekam.
Danach, so wurde entschieden waere meine Tochter nicht mehr verfuegbar
und ich duerfe am naechste Tag wiederkommen. Tochter vielleicht 4 Tage
alt.

Da moechte ich mal ein Wessiehepaar heute sehen. Was das fuern Geschrei
gaebe. Oder ein Tuerkenehepaar oder ob sich das ueberhauopt irgendein
normaler Mensch heutzutage noch bieten lassen wuerde?
Ja, so war meine DDR. Bis zum Schluss.

BGE
roland
2012-07-17 19:42:50 UTC
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Post by Martin Ebert
Da meldet sich ja grad der Richtige.
Post by Peter Veith
Kann sich jemand an die Besuchszeiten im Krankenhaus erinnern?
* Gab es regionale Unterschiede oder Unterschiede nach Trägerschaft oder
Stationen?
* Wie entwickelten sich diese über die zeit?
Ich habe hier eins der größten (das größte wohl) evangelische
Krankenhaus der DDR. Nach meiner Erinnerung war das zunächst
nur Sonntags 1500-1600.
Später so anfangs der 1980er Jahre wohl Mittwoch und Sonntag
1400-1600.
Und einige Zeit vor der Wende wurde das noch etwas aufgeweicht,
da die Belegung überregional war. Und das war dann nach Stationen
unterschiedlich: In der geburtshülflichen Abteilung ging mehr, das
war da, wo der spätere MP Sachsen-Anhalts der Chefarzt war.
Mt
1965 KH Reifenstein (Eichsfeld)
Sonntag 15:00 - 16:00 Uhr
Ende der 60-er Jahr in Orthopädie Bleicherode 1968 bis 1972 (war ich als Kind
regelmäßig dort)
Sonntag 14:00-16:00
Mittwoch 14:00-15:30
Außerhalb nur mit Anmeldung für wenige Minuten.
Bezeichnenderweise waren auf dem Stationsflur Aschenbecher und die Patienten konnten
dort rauchen. Heute unvorstellbar.

Achziger Jahre 1982 -1985 Orthopädie Erfurt die gleichen Besuchszeiten.

Frauenklinik (nicht Kinderfabrik - Geburtsstation) Erfurt 1982 ebenfalls das Gleiche,
allerdings war man dort sehr locker und durfte im Prinzip täglich ab 14:00 Uhr
besuchen. Auf die Geburtsstation durfte man (wenigstens als Vater) täglich außerhalb
der Visite. Andere Besucher denke ich auch.
Katholisches Krankenhaus Erfurt war Ende der 80-er (wenigstens auf der Kinderstation)
auch täglich Besuch (nach der Mittagsruhe) ab 14:00 Uhr und auch Vormittag, wenn
nicht gerade Visite war, möglich.
Medizinische Akademie Erfurt 1980 durfte man Sonntag 15:00 - 16:30 und Mittwoch 15:00
- 16:00 Besuch empfangen.

In all den o.g. Krankenhäusern war auch für Patienten, die aufstehen konnten, ein
kurzer Besuch auf dem Flur außerhalb der genannten Zeiten möglich, wenn selbiger sich
nett bei den Schwestern anmeldete. ;)
Mir hat einmal 1982 meine Frau Abends 22:00 Zigaretten und Bier in der Orthopädie
Erfurt vorbei gebracht.
Allerdings war ich da schon Langzeitpatient und kannte die Nachtschwester.
;)
Klassenkrampflose Grüße
R

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