Post by Frank HucklenbroichDas mag sein, mir waren Holland und Belgien sehr viel näher als die DDR.
So wie hierzugegend damals die CSSR, Bulgarien oder sogar Aserbaidshan.
Post by Frank HucklenbroichIn die DDR kamen wir einmal 1986 auf Klassenfahrt, für einen Tag in
Ost-Berlin (während zwei Wochen in Wedding).
Für uns war die DDR ein exotisches, fremdes Land, um 180 Grad anders als
bei uns. Das fing an mit den 20 Mark Zwangsumtausch, und der grotesken
Situation, das Geld an einem Tag kaum ausgeben zu können.
Umgekehrt hat unser limitierter Umtausch von Kronen/Forint/Lewa/... nie
gereicht. Allenfalls Zloty, die konnte man in Polen schwarz tauschen.
Post by Frank HucklenbroichRestaurant essen, haben Würste und Schokolade gekauft (die Würste waren
toll, die Schokolade ungenießbar),
FULL ACK. Die Schokolade aus den West-Paketen war damals echte
Gaumenfreude, auch die mit dem Mohren statt der lila Kuh u.a.
BTW: Seit wir hier Westgeld haben, habe ich nirgends mehr
Sarotti-Schokolade gesichtet. Ist die ausgestorben? Der Mohr darf ja nun
eh nicht mehr auf die Verpackung gedruckt werden ...
Post by Frank HucklenbroichLediglich meine beiden kroatischen Schulkameraden, die Schachspieler waren,
kauften sich einen riesigen Stapel Schachbücher, die spottbillig waren.
Noch billiger waren Bücher in der UdSSR bzw. in den ersten Jahren danach.
Post by Frank HucklenbroichEiner der beiden starb 1991 nach dem Abi als Offizier im Jugoslawienkrieg.
Ich werde nie begreifen, wozu dieser ewig-gestrige Nationalismus im 21.
Jh. noch gut sein soll. Als ob Adolf nicht genügt hätte. Jugoslawien war
der Anfang davon, abgesehen vom Baltikum, wo es glücklicherweise
unblutig ablief.
Post by Frank HucklenbroichPost by wolfgang schIch weiß nicht
wie so eine Volksabstimmung ausgegangen wäre, es ist nicht so eindeutig.
Man hörte damals oft den Spruch "Das müssen wir ja alles mit unseren
Steuergeldern und Renten bezahlen!". Ganz so naiv waren die Leute ja auch
nicht, die haben schon verstanden, daß das alles teuer wird.
Einige DDR-Insassen übrigens ebenfalls. In der Ost-CDU gab es mind. bis
Ende Dez. 1989 jede Menge Leute, die gegen die Einheit waren, weil sie
die Ökonomien beider Systeme für völlig inkompatibel hielten. Wie lange
diese Leute danach noch Parteimitglieder blieben, weiß ich nicht.
Post by Frank HucklenbroichSo wirklich viel Euphorie war da im Westen nicht. Da hat man eher
Gorbatschow gefeiert, nachdem die Leute Anfang der 1980er Jahre in
ständiger Angst vor dem Atomkrieg lebten
Das war in der DDR nicht anders, jedenfalls bei einem gut Teil jener
2..4% Leute, die aktiv an den Entwicklungen im Herbst 1989 beteiligt
waren. Die deutsche Einheit spielte bis Ende Oktober keinerlei Rolle
innerhalb dieser kleinen Minderheit. Nur konnte die in der kurzen Zeit
und unter damaligen Bedingungen beim besten Willen keinen Gegenentwurf
planen, geschweige denn umsetzen. Klar war nur, dass eine Wirtschaft mit
derart niedrigem Output bei derart hoher Umweltbelastung keine Zukunft
hat und dass es zwischen bürgerlich-demokratischen Freiheiten und
Arbeitsmoral gewisse Zusammenhänge gibt. Und vor allem, dass die
Mittelstreckenraketen weg müssen, die Mr. Trump mit der Kündigung des
INF-Vertrages wieder aus der Mottenkiste zerren möchte.
Post by Frank Hucklenbroich(wir mussten in der Schule "Die letzten Kinder von Schevenborn" lesen,
da ging es um einen Atomkrieg, im Fernsehen lief "The Day after" und
"Wenn der Wind weht", die Angst war real).
Mir hat gereicht, was ich bei der NVA und in der Zivilverteidigung dazu
gelernt habe. An Filmen habe ich nur "Malvil" von Robert Merle gesehen
und das Buch gelesen. Das ist die eher romantische Variante davon.
Realistischer war der sowjetische Film, der 1988/89 in unseren Kinos
lief, WIMRE hieß er "Tagebuch eines Toten".
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CU Chr. Maercker.
Transport + Sport = Radfahren