Martin Ebert wrote:
[https://intelnews.org/2018/09/11/01-2395/]
Post by Martin Ebert"In seinem Buch sagt Shore, dass er keine verwertbaren
Informationen über die vermutete sowjetische Militäroperation
gesammelt hat."
Damit ist dann alles gesagt.
".. sagt Shore, dass er eine Reihe von selbsternannten
Aktivisten entdeckt habe, die dort von der DDR-Regierung
oder den sowjetischen Geheimdiensten eingesetzt worden seien."
Es wird an der Übersetzungsfunktion liegen: Was nun, selbst
ernannt oder eingesetzt?
"self-described" würde ich in diesem Zusammenhang eher mit "[Leute], die
sich selbst so bezeichneten" o.ä. übersetzen, "activist" war kein Amt
oder Titel. Vom Inhalt her ist es aber beinahe belanglos: dass die
Friedens-/Öko-/sonstwas-Gruppen damals mit IMs durchsetzt waren, ist
lange bekannt und war es z.T. schon zur Zeit ihres Bestehens.
Post by Martin EbertFest steht allerdings tatsächlich, dass es eine KGB-Operation
Luch (Lutsch -> deutsch: Strahl) gab. Deren Hintergründe sind
bis heute weitgehend unklar.
"Nach Angaben von Shore planten die RAF-Mitglieder, die die
ostdeutsche Reformbewegung infiltriert hatten"
Eine durchaus steile These.
Allerdings.
Post by Martin EbertDas MfS hatte die in festem Blick. Also wenn die was infiltriert
haben sollten, dann mit dem Wissen und Wollen des MfS.
Davon ist auszugehen. Dass sie ausgerechent diese Leute als IMs in die
DDR-Gruppen eingeschleust hätten, halte ich indes für sehr
unwahrscheinlich. Zum einen eigneten sich Wessies mangels umfassender
Kenntnis der DDR-Verhältnisse dazu wenig, zum anderen erhöhte es ihr
Risiko, dass sie erkannt worden wären.
Post by Martin EbertUnd hier muss man auch unterscheiden zwischen den RAF-Mitgliedern,
die in der DDR geparkt wurden und den RAF-Mitgliedern der dritten
Generation, die in der Folge angesprochen werden - die waren
ja nicht in der DDR. Und konnten daher nicht infiltrieren.
Wieviele RAF-Leute haben überhaupt Unterschlupf in der DDR gefunden? Mir
sind kaum eine Handvoll bekannt.
Post by Martin Ebert"bei seinem offiziellen Besuch in der DDR am 7. Oktober 1989
den sowjetischen Ministerpräsidenten Michail Gorbatschow zu ermorden."
Beliebt war er bei den Mächtigen der Ostseite ja nicht.
Die RAF sollte? Wie denn, wenn das MfS aufpasste?
Wenn der KGB jemand umbringen wollte, haben die es allein
gemacht - und sich nicht auf so zwielichtiges Gesindel wie
die RAF verlassen.
FULL ACK
Post by Martin Ebert"Shore sagt, dass er entdeckte, dass der Attentatsplan von
hartnäckigen Mitgliedern des sowjetischen Politbüros, dem
höchsten politischen Entscheidungsorgan des kommunistischen
Landes, und von hohen Beamten des KGB gesponsert worden war."
So würde das schon viel eher passen.
Dass es in den Reihen der sowj. Hardliner derartige Überlegungen gab,
lag auf der Hand. Die Initiative soll lt. dem verlinkten Artikel aber
von DDR-Betonköpfen ausgegangen sein und das erscheint mir ebenfalls
plausibel:
"A group of German radicals planned to assassinate Soviet Premier
Mikhail Gorbachev in East Germany in 1989, thus triggering a Soviet
military invasion of the country ..."
Die SED-Führung und nur die konnte Interesse an einer "Invasion" gehabt
haben.
Post by Martin Ebert"Der Plan sah eine vollständige militärische Übernahme der
DDR durch Truppen des Warschauer Pakts vor, ähnlich wie
in der Tschechoslowakei 1968."
In der DDR waren bis 1991 mehr sowjetische Truppen stationiert als die
NVA haben durfte. Mit modernerer Ausrüstung und einigen Waffengattungen,
die die NVA nicht haben durfte. Eine Invasion war also nicht mehr
möglich, die hat schon 1945 stattgefunden. ;-)
Was gewisse Hardliner der DDR vielleicht gern gehabt hätten, wäre ein
Attentat in der DDR gewesen, um damit die UdSSR zum militärischen
Eingreifen zu veranlassen. So a la 1953, ohne selbst die Drecksarbeit
erledigen zu müssen. Mit sowjetischen Hardlinern verband sie das
Interesse, Gorbatschov loszuwerden.
Post by Martin Ebert"Er sagt jedoch, dass mindestens zwei der RAF-Mitglieder,
die Gorbatschow töten wollten, bis heute auf der Flucht bleiben."
Zwischen wollen und tun gibt es ein kleines Problem: Das können.
Ein passender Auftrag vom MfS oder auch aus KGB-Kreisen wäre ja denkbar
gewesen. Dann hätten sie auch gekonnt. Aber Du schreibst selbst sehr
richtig, so was hätte der KGB selbst erledigt, das MfS evtl. ebenfalls.
Post by Martin EbertTatsächlich stimmt aber, dass die fraglichen drei Personen
irgendwo wohl in Norddeutschland leben und ab und an eine Bank
ausräumen, man muss ja auch leben. Und mein Staat schafft es
nicht, die mal einzubuchten.
Ist überhaupt bekannt, ob sie in der DDR waren? Norddeutschland <> DDR.
Post by Martin EbertDas klingt alles sehr wild, eine schöne Verschwörungstheorie.
Aber - sage niemals nie.
Ein Mordmotiv hätte es für gewisse Leute auf jeden Fall gegeben.
--
CU Chr. Maercker.