Post by Robert JäschkePost by Harald SchoenwitzVorwahlen der Bezirkshauptstädte?
einfach die "drei" bei der jetzigen Vorwahl weglassen.
Oh, so einfach? Schön! :-)
<Radio Eriwan> Im Prinzip, ja. </>
Post by Robert JäschkeHing das nicht noch davon ab, von wo aus man anrief? Ich hab hier für
Leipzig
von Alsleben 09 41
von Könnern 09 41
von allen übrigen Ortsnetzen 02 41
stehen. Heute "03 41" stimmt also.
Soooo, jetzt wird's komplizwickt. :-)
Vor allem, weil ich "dummerweise" zwar ein absoluter Insider bin (habe
von 1982-1990 im "Institut für Post- und Fernmeldewesen der DP der DDR"
an Fragen der zentralen Netzplanung im Fernsprechwesen mitgearbeitet),
ich hier° jedoch keinen "ellenlangen Fachartikel" dazu schreiben kann
(und will - habe nämlich gerade Urlaub zum "Abbau" extremer Überstun-
den"vorräte" und wollte da "eigentlich" nicht allzuviel mit Telekommuni-
kationswesen zu tun haben ;-), versuche ich's mal mit einer ausgemachten
Kurzdarstellung:
Auch in der DDR galten die internationalen fernmeldetechnischen
Regelwerke des CCITT (heute: ITU).
Planungs-Grundgedanke:
Internationaler-Landescode: +37
Fernwahl-Ausscheidungsziffer innerhalb der DDR: "0" (wie heute noch).
"kanonische" Bereichskennzahlen: 2...9 (also 8 "Bereiche", sog. Haupt-
vermittlungsstellen, HVSt)
Und diese "Bereiche" wurden dann in der Urplanung auf die "schöne" DDR
verteilt:
2 - Berlin
3 - Potsdam/Frankfurt
4 - Halle/Leipzig
5 - Dresden/Cottbus
6 - Erfurt/Gera/Suhl
7 - Chemnitz
8 - Rostock/Neubrandenburg
9 - Magdeburg/Schwerin
Das sind in der Tat die heutigen dritten Stellen der BRD-Vorwahl mit
_Ausnahme_ der "Hauptstadt der DDR" (d.h. "032" gibt's nicht mehr; ist
für künftige Anwendungen - z.B. Voice-oiver-IP - frei) und für Schwerin
und Neubrandenburg, die schon damals neu "zugeordnet" wurden - s.u.
Diese Planung für 8 HVSt war zwar hübsch übersichtlich, jedoch mit der
ostzonalen Steinzeit-"Klappertechnik" nicht zu machen: teilweise viel zu
große "Flächenbereiche", z.B. Magdeburg/Schwerin! (Achtung: diese
"Urplanung" berücksichtigte noch in keinster Weise die administrativen
Bezirksgrenzen, es waren zunächst reine Fernmeldenetzbereiche.)
Man machte deshalb einen Trick und teilte die 7 Großbereiche 3...9
wieder in jeweils zwei auf, so daß man die administrative Bezirks-
struktur abbilden konnte: 14 Bezirke (ohne die "Hauptstadt") - das ging
also gut auf. Und Die Partei[tm] hatte wieder recht bekommen!
Nun numerierte man die Ortsnetze gemäß der Netzstruktur durch, so daß
_prinzipiell_ galt: Man wollte _perspektivisch_ mal nur noch die o.g. 8
Großbereiche haben, so daß man die "Knotenvermittlungsstellen" (KVSt)
- die sog. 2. Netzebene - innerhalb der Großbereiche _eindeutig_
zuordnete, und zwar immer so, daß x1 die Bezirksstadt des einen Teils
des Großbereiches war, x5 die des anderen: z.B. 31=Potsdam,
35=Frankfurt; 41=Leipzig, 45=Halle; 51=Dresden, 55=Cottbus; u.s.w.
Es gab also in jeder Bezirksstadt eine HVSt, dann bis zu 4 "numerische
KVSt-Bereiche" (x1...x4 und x5...x8), die sich aber auf viele
verschiedene "physische" KVSt aufteilten (es war eine _echte_
"Wissenschaft" diverser "dauerhafter Provisorien", die rückblickend nur
Respekt verdienen, wie mit dem vorhandenen technischen Schrott der
"Fernmeldeindustrie der DDR" dennoch was "grundsätzlich Lauffähiges"
hingezaubert wurde...).
So, und nun der "echte" Trick: Man fügte im Inland eine zweite
Ausscheidungsziffer in die Vorwahl ein: entweder eine 9 oder eine 0 nach
der ersten 0, und zwar so:
Statt 0x1yz...0x4yz wähle 09x1yz...09x4yz.
^ ^
Statt 0x5yz...0x8yz wähle 00x5yz...00x8yz.
^ ^
Beispiel: Leipzig war also "kanonisch" im Inland 0941, Halle 0045.
^ ^
(Das konnte aber andersrum laufen - das näher zu erläutern ist jetzt zu
viel - ich glaube(!) Dresden war 0051 und Cottbus 0955 - aber ich kann
das auch verwäxeln - ist ja 15 Jahre her!!)
Aus dem Ausland galt aber "schon immer" Leipzig: +3741, Halle: +3745.
Aller Klarheiten bis jetzt beseitigt?
Es wird nämlich im Inland noch komplizierter, da das verwendete
direktgesteuerte Wählervermittlungssystem nicht flexibel genug war. Es
gab diverse "Maschenverbindungen" in den Nahbereich, und dafür galten
dann _ortsspezifische_ Vorwahlen, die mit 02...05 begannen. Näheres
erspare ich mir - dazu muß man die Technik verstehen, und das geht nur
noch anhand von Schaubildern zu vermitteln...
Aber wer Bescheid wußte, der wußte auch, daß _zusätzlich_ zu der im
jeweiligen Vorwahlverzeichnis genannten "offiziellen" Vorwahl immer auch
noch die "kanonische" Vorwahl galt (z.B. von Oschatz nach Leipzig statt
"04" [war dauernd überlastet...] auch die "0941").
Das Problem, warum das "top secret" war, war, daß manchmal solche
Quermaschen im Nahbereich durchaus _extremst_ verkehrsentlastend
wirkten.
Beispiel: Genthin--->Brandenburg. Die "kanonische Verbindung" mittels
003x-Vorwahl lief dann nicht von Genthin direkt nach Brandenburg,
sondern erst nach Magdeburg, von dort nach Potsdam, und dann nach
Brandenburg zurück. Abgesehen von der dann wegen der langen Leitung und
vielen Wahlstufen und TF-Umsetzer extrem miesen VerbindungsQUALität
wurden damit auch die immer knappen Fernleitungen mit Nahverkehr
zugestopft.
"06" war fast überall die Auslandsvorwahl (wegen des o.g. "00-Tricks";
und "000" für Ausland wollte man den Leuten und vor allem der
Klappertechnik nicht zumuten - der Hintergrund war auch, daß nach "00"
und "09" nur noch mit "binärer" Tarifierung gearbeitet wurde, d.h. die
nächste Ziffer legte dann fest, ob es "Fernzone II" oder "Fernzone III"
ist: und zwar festverdrahtet und ohne weitere Alternative!)
HTH.
So long...
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Naturwissenschaft ist, eine schwarze Katze in einem dunklen Zimmer zu suchen.
Philosophie ist, eine nichtvorhandene schwarze Katze in einem dunklen Zimmer
zu suchen. Theologie ist, eine nichtvorhandene schwarze Katze in einem dunk-
len Zimmer zu suchen und laut "Ich hab sie!" zu rufen. (Felix Neumann)